Der schlafende CO2-Riese

Altbauten klimagerecht sanieren.

2024 übertraf die Erderwärmung seit Beginn der Industrialisierung erstmals das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens. Als es 2015 beschlossen wurde, rechnete man damit frühestens in den 2030er-Jahren.

Welche Lehre lässt sich daraus ziehen?

Die Industrieländer als Hauptverursacher der Erderwärmung müssen jetzt noch entschlossener aus der Nutzung von Kohle, Öl und Gas aussteigen. Denn ab 1,5 Grad Erderwärmung droht das Weltklima durch erste Kipppunkte im Klimasystem außer Kontrolle zu geraten. Die Folgen für die menschliche Zivilisation wären unvorhersehbar.

Vom globalen zum lokalen Temperaturanstieg. In Deutschland ist die Jahresmitteltemperatur seit 1881 im langfristigen Trend bis jetzt um 2,5 Grad angestiegen. Das hat der Deutsche Wetterdienst DWD in seinem jüngsten Klimastatusbericht festgestellt.

Der Temperaturanstieg hat sich laut dem Bericht in den letzten Jahrzehnten beschleunigt. Die zehn wärmsten Jahre in Deutschland seit 1881 gab es alle nach der Jahrtausendwende. Noch mehr verdeutlichen die vordersten Plätze der Rekordjahre, dass das Erwärmungstempo gerade zunimmt.

In der Rangfolge der wärmsten Jahre auf Platz 3 steht aktuell 2022 mit 10,5 °Celsius im Jahresmittel (zusammen mit 2018). Davor liegt 2023 mit 10,6 °Celsius auf Platz 2. Mit „erschreckend“ großem Abstand – so zumindest empfinden es die DWD-Fachleute – ganz oben rangiert 2024 mit 10,9 °Celsius.

Das Fazit aus dem rasant fortschreitenden Klimawandel ist allerdings längst gezogen: In Deutschland soll in knapp zwei Jahrzehnten Schluss sein mit der Verbrennung fossiler Energieträger. Unser Land soll bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden. So steht es im Klimaschutzgesetz.

Dieses ambitionierte Ziel beruht auf einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2021. Nach Auffassung der Richter*innen bedroht der fortschreitende Klimawandel besonders die Freiheiten der jüngeren Generation.

Klimaneutralität – langfristiges Ziel für jedes Haus

Das Klimaschutzgesetz von 2021 ist das wichtigste Instrument der deutschen Klimapolitik. Es enthält auch hohe Anforderungen an Hauseigentümer und Hauseigentümerinnen.

Auf sie wartet eine Herkulesaufgabe: Sie sollen ihre Immobilie bis spätestens 2045 derart umrüsten, dass beim Heizen keine Treibhausgase mehr entstehen. Ziel ist ein klimaneutrales Haus.

Dafür sind keine visionären Innovationen erforderlich. Zum Umsetzung der Klimaneutralität gibt es heutzutage spezielle Bau- und Energietechniken, die fast alle langjährig erprobt sind. Rein technisch also eine lösbare Aufgabe.

Allerdings soll nicht verschwiegen werden: Für den Umbau eines Altbaus in ein klimaneutrales Gebäude ist meistens eine Menge Geld erforderlich.

Der CO2-Abdruck des Gebäudebestands

Vier von fünf Häusern in Deutschland werden mit Öl oder Gas beheizt. Die Heizkessel dieser Häuser haben – überspitzt ausgedrückt – einen doppelten Heizeffekt: Sie erwärmen außer dem Gebäude infolge ihres CO2-Ausstoßes auch die Erdatmosphäre.

Die CO2-Emissionen aus den Gebäudeheizungen hatten laut Umweltbundesamt 2024 einen Anteil von rund 15 Prozent an den gesamten Treibhausgasen in Deutschland. Der größte Teil der Heizungsabgase stammt aus energetisch überholten Altbauten, die oft regelrechte Energieschleudern sind.

Wegen der meist schlechten Wärmedämmung der Gebäudehülle und den vielen ineffizienten Heizkesseln in den Kellern bezeichnen Fachleute den Altbaubestand auch als „schlafenden Riesen“ in Sachen Heizenergie- und CO2-Einsparung.

Das Heizenergie-, und damit identisch das CO2-Einsparpotenzial liegt in den meisten Altbauten bei mindestens 50 Prozent, oft sogar noch darüber. Altbauten energetisch zu sanieren ist deshalb ein Schwerpunkt für wirksamen Klimaschutz.

Der CO2-Preis verteuert fossile Heizbrennstoffe 

Als zentralen Bestandteil des Klimaschutzgesetzes gibt es seit 2021 die sogenannte CO2-Bepreisung für Heizöl und Erdgas. Deren Prinzip ist einfach: Die CO2-Abgaben für beide Heizbrennstoffe erhöhen sich schrittweise von 25 Euro pro Tonne ausgestoßenes CO2 im Jahr 2021 auf 65 Euro pro Tonne ab 2026.

Seit Anfang 2025 beträgt der CO2-Preis 55 Euro. Dadurch verteuert sich Heizöl um 17,72 Cent pro Liter und Erdgas um 1,19 Cent pro Kilowattstunde.

2026 wird nach dem Mechanismus der CO2-Abgabe der CO2-Preis bei Heizöl auf 19,11 Cent pro Liter und bei Erdgas auf 1,30 Cent pro Kilowattstunde klettern.

Danach könnte der CO2-Preis weiter steigen, denn ab 2027 wird dessen Höhe im europäischen Emissionshandel ermittelt. Dort schwankte der CO2-Preis für Kohle- und Gaskraftwerke sowie für energieintensive Industrieanlagen im vergangenen Jahr zwischen 53 und 80 Euro pro Tonne.

Altbaueigentümer*innen mit einem hohen Heizenergieverbrauch werden die CO2-Bepreisung bei den Heizkosten in den nächsten Jahren immer stärker spüren. Es sei denn, der Verbrauch von Heizöl oder Erdgas wird rechtzeitig durch eine energetische Sanierung gesenkt.

Sanieren fürs Klima

Für klimagerechtes Sanieren gelten grundsätzlich drei Empfehlungen: Den Wärmeschutz der Gebäudehülle auf ein hohes Niveau zu bringen, auf eine in naher Zukunft klimaneutrale Wärmepumpenheizung umzusteigen, sowie Sonnenenergie aktiv und passiv zu nutzen.

Ein leicht verständliches Leitbild, das aufzeigt, wie jedes ältere Haus derzeit „klimaneutral-ready“ und künftig klimaneutral wird, ist unsere Energiesparpyramide. Für klimagerechtes Sanieren mit dem Ziel eines Null-Emissions-Hauses liefert die Energiesparpyramide eine universelle Strategie.

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