Der schlafende CO2-Riese

Altbauten klimagerecht sanieren.

In Sachen Erderwärmung ist das 1,5-Grad-Ziel von Paris nur noch erreichbar, wenn die Industrieländer als Hauptverursacher viel schneller und entschlossener als bisher aus der Nutzung fossiler Energieträger aussteigen. Alle übrigen Länder der Welt müssten bis spätestens 2050 auf CO2-neutrale Energiequellen umsteigen.

In Deutschland soll bereits fünf Jahre früher Schluss sein mit der Verbrennung von fossilen Energieträgern. Unser Land soll bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden, so steht es im Klimaschutzgesetz.

Dieses ambitionierte Ziel beruht auf einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Frühjahr 2021. Nach Auffassung der Verfassungsrichter bedroht der fortschreitende Klimawandel in Zukunft besonders die Freiheiten der heute jüngeren Generation. Deshalb sei Eile geboten, den Klimawandel zu bremsen.

Klimaneutralität – langfristiges Ziel für jedes Haus

Das Klimaschutzgesetz von 2021 ist das wichtigste Instrument der deutschen Klimapolitik. Es enthält auch hohe Anforderungen für Hauseigentümer und Hauseigentümerinnen.

Auf sie wartet eine Herkulesaufgabe: Sie sollen ihre Immobilie bis spätestens 2045 derart umrüsten, dass beim Heizen keine Treibhausgase mehr entstehen. Ziel ist ein klimaneutrales Haus.

Dafür sind keine visionären Innovationen erforderlich. Zum Umsetzung der Klimaneutralität gibt es heutzutage spezielle Bau- und Energietechniken, die fast alle langjährig erprobt sind. Rein technisch also eine lösbare Aufgabe.

Allerdings soll nicht verschwiegen werden: Für den Umbau eines Altbaus in ein klimaneutrales Gebäude ist meistens eine Menge Geld erforderlich.

Der CO2-Abdruck des Gebäudebestands

Vier von fünf Häusern in Deutschland werden mit Öl oder Gas beheizt. Die Heizkessel dieser Häuser haben – überspitzt ausgedrückt – einen doppelten Heizeffekt: Sie erwärmen außer dem Gebäude infolge ihres CO2-Ausstoßes auch die Erdatmosphäre.

Die CO2-Emissionen aus den Gebäudeheizungen hatten laut Umweltbundesamt 2022 einen Anteil von rund 15 Prozent an den gesamten Treibhausgasen in Deutschland. Der größte Teil der Heizungsabgase stammt aus energetisch überholten Altbauten, die oft regelrechte Energieschleudern sind.

Wegen der meist schlechten Wärmedämmung der Gebäudehülle und den vielen ineffizienten Heizkesseln in den Kellern bezeichnen Fachleute den Altbaubestand auch als „schlafenden Riesen“ in Sachen Heizenergie- und CO2-Einsparung.

Das Heizenergie-, und damit identisch das CO2-Einsparpotenzial liegt in den meisten Altbauten bei mindestens 50 Prozent, oft sogar noch darüber. Altbauten energetisch zu sanieren ist deshalb ein Schwerpunkt für wirksamen Klimaschutz.

Der CO2-Preis verteuert fossile Heizbrennstoffe 

Als zentralen Bestandteil des Klimaschutzgesetzes gibt es seit 2021 die sogenannte CO2-Bepreisung für Heizöl und Erdgas. Das Prinzip ist einfach: Die CO2-Abgaben für beide Heizbrennstoffe erhöhen sich jährlich in fünf Etappen von 25 Euro auf 55 Euro pro Tonne ausgestoßenes CO2.

2022 stieg der CO2-Preis auf 30 Euro pro Tonne. Dadurch verteuerte sich Heizöl um 9,57 Cent pro Liter und Erdgas um 0,67 Cent pro Kilowattstunde.

Die ursprünglich für 2023 vorgesehene Erhöhung des CO2-Preises auf 35 Euro wurde verschoben. Denn infolge des Ukraine-Krieges und dem Wegfall russischer Öl- und Gaslieferungen waren die Energiepreise 2022 vorübergehend immens gestiegen.

Ab 2024 erhöht sich die CO2-Abgabe für Heizöl und Erdgas dann wieder jedes Jahr um eine Stufe bis auf 55 Euro pro Tonne CO2 ab 2026.

Altbaubewohner*innen mit einem hohen Heizenergieverbrauch werden die CO2-Bepreisung bei den Heizkosten in den nächsten Jahren immer stärker spüren. Es sei denn, der Verbrauch von Heizöl oder Erdgas wird rechtzeitig durch eine energetische Sanierung gesenkt.

Sanieren fürs Klima

Beim Sanieren fürs Klima gelten grundsätzlich drei Empfehlungen: Den Wärmeschutz der Gebäudehülle auf ein hohes Niveau zu bringen, auf eine perspektivisch klimaneutrale Wärmepumpenheizung umzusteigen, sowie Sonnenenergie aktiv und passiv zu nutzen.

Ein leicht verständliches Leitbild, das aufzeigt, wie jedes ältere Haus derzeit „klimaneutral-ready“ und später einmal klimaneutral werden kann, ist unsere Energiesparpyramide. Für klimagerechtes Sanieren liefert die Energiesparpyramide eine universelle Strategie.

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